Zunächst einmal zur Einordnung: Was macht ein Nachhaltigkeitsmanager ganz allgemein?
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Nachhaltigkeitsmanager dazu beiträgt, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um die Treibhausgasemission eines Unternehmens zu reduzieren beziehungsweise die Klimabilanz zu verbessern. Das kann über eine Vielzahl von Maßnahmen gelingen und geht weit darüber hinaus, beispielsweise einfach nur den Fuhrpark zu elektrifizieren. Es hängt viel von der Größe des Unternehmens ab: In manchen Firmen sind Personen wie ich beispielsweise ausschließlich mit der Aufgabe beschäftigt, den Verbrauch von Druckerpapier zu reduzieren. Bei anderen wiederum geht es nur um die rechtlichen Aspekte des Themas. Hier bei der ENERGIE bin ich eher ein „Allrounder“.
Was genau sind Ihre Aufgaben als Nachhaltigkeitsmanager bei der ENERGIE?
Mein Aufgabenfeld ist, wie gesagt, sehr vielseitig: Bei mir landen zum einen viele Projekte auf dem Tisch, die am Ende eine Umstellung auf erneuerbare Energien zum Ziel haben, also Pläne für Windenergie oder Solaranlagen. Zum anderen beschäftigen mich vor allem Themen in puncto Wärmewende – die sind durch das Heizungsgesetz in den letzten Jahren stark in den Vordergrund gerückt.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Gesamtstrategie der ENERGIE?
Der Einsatz treibhausgasreduzierter Energie spielt eine zentrale Rolle bei uns. Unternehmen, öffentliche Stellen und Privathaushalte fordern von uns treibhausgasarme Energie, um ihre eigenen Klimaziele zu erreichen. Neben der Versorgungssicherheit, dem Angebot preiswerter Energie steht somit die Umstellung und Erweiterung unseres umweltschonenden Energieangebots ganz oben auf der Agenda. Als Energieversorger haben wir eine große Hebelwirkung und Einfluss auf das Erreichen der Klimaziele in unserer Region. Außerdem sehen wir ja beim Thema Gas, wie volatil der Markt ist. Die Preise schwanken stark und es können auch einmal Engpässe entstehen. Von diesen Risiken wollen wir uns – und damit unsere Kunden – lösen, damit wir eine gleichbleibend hohe Versorgungssicherheit gewährleisten können.
Wie profitiert die Region von der Nachhaltigkeitsstrategie der ENERGIE?
Durch die Dezentralisierung der Erzeugungsanlagen ist die Abhängigkeit von wenigen Standorten verschwunden. Diese Anlagen befinden sich häufig auf privaten oder öffentlichen Grundstücken, so dass die Eigentümer eine Pacht bekommen. Über diese Erzeugungsanlagen erhalten Kommunen außerdem Gewerbeeinnahmen und werden finanziell an den Einnahmen beteiligt. Dadurch haben sie auch gewissen Einfluss auf die Energieerzeugung – es wird nicht nur regionale Wertschöpfung geschaffen, zum Beispiel durch das Entstehen neuer Arbeitsplätze, das Thema Energie ist für die Bürger auch wieder greifbarer: Kohlekraftwerke hat man früher nie gesehen, die jetzigen Erzeugungsanlagen schon. Dadurch verabschiedet sich der simplifizierte Gedanke, Energie würde einfach aus der Steckdose kommen, und das Thema wird in den Köpfen der Menschen präsenter – und das ist angesichts der Herausforderungen der Energiewende sehr wichtig. Kurz gesagt, die Region gewinnt mehr Einfluss auf die Energiebereitstellung. Dies erfordert jedoch den Aufbau regionaler Expertise und ein Verständnis für die notwendigen Veränderungen.
Thema kommunale Wärmeplanung: Welche Leistungen bietet DIE ENERGIE bei diesem Thema?
Wir haben die Kommunen im vergangenen Jahr ausführlich darüber informiert, welche Aufgaben bei diesem Thema auf sie zukommen. Zudem haben wir sie bei der Beantragung der Förderung unterstützt, die es zu diesem Zeitpunkt noch gegeben hat. Für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung stehen wir zusammen mit einem regionalen Planungsbüro natürlich auch als Dienstleister zur Verfügung. In Form eines digitalen Zwillings haben wir auch schon eine Menge Daten gesammelt, mit denen sich erste Aussagen darüber treffen lassen, wie sich die Wärmewende gestalten lässt. Wir bereiten uns auch auf die nächsten Schritte nach der Wärmeplanung vor. Dabei haben wir bereits erste Maßnahmen ergriffen, um das Potenzial für den Ausbau der Wärmenetzinfrastruktur zu bewerten. Die Umsetzung der Wärmepläne für unsere Region wird jedoch weiterhin durch das noch nicht verabschiedete Landesgesetz verzögert.
DIE ENERGIE hat vor, Industrieabwärme zu nutzen – wie effektiv ist diese Energiequelle und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?
Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine sehr effektive Wärmequelle, sie birgt aber auch eine Vielzahl an Herausforderungen: Häufig wird sie über ein produktionsintensives Industrieunternehmen oder immer häufiger auch über Rechenzentren bereitgestellt. Im Vorfeld dieser Nutzung müssen eine Vielzahl an Faktoren abgeglichen werden. Unter anderem müssen wir schauen, ob das Verbrauchs- und das Erzeugungsverhalten übereinstimmen, besonders in den Wintermonaten und über welche Dauer die Bereitstellung der Abwärme gewährleistet werden kann. Abnehmer der Wärme sind vor allem im Umfeld der Abwärme-Quelle befindliche Großabnehmer, die ein auf das Erzeugungsverhalten passendes Verbrauchsverhalten aufweisen. Kurz gesagt: Da hier eine weitere Partei involviert ist, steigt damit auch die Zahl der Risikofaktoren. Aber abgesehen davon ist diese Richtung sehr vielversprechend.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Nachhaltigkeitsstrategien und wie gehen Sie mit diesen um?
Ich muss sagen, dass ich nicht erwartet habe, bei meinen Aufgaben außerhalb des Unternehmens so viel Bürokratie zu begegnen. Teilweise herrscht Unklarheit, teilweise verändern sich rechtliche Grundlagen sehr häufig – oder stehen noch gar nicht fest. Da wir nah an der Region und den Bürgern sind, stehen wir außerdem vor viel Abstimmungs- und Kommunikationsaufwand. Dazu kommt, dass freilich nicht jeder begeistert ist, eine Erzeugungsanlage für erneuerbare Energie im eigenen Garten oder auf dem eigenen Dach zu haben. Auch damit muss stets gerechnet werden.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen?
Ab 2026 können und müssen wir den Erfolg unserer Nachhaltigkeitsinitiativen anhand der CSRD-Berichtspflichten messen. Wir erfassen umfassende ökologische, soziale und ökonomische Kennzahlen, um sowohl die Auswirkungen unseres Unternehmens auf die Umwelt als auch die Effekte neuer Klimaumstände auf unser Geschäft zu bewerten. Diese Daten helfen uns, die Ergebnisse unserer Initiativen zu quantifizieren, ihre Auswirkungen zu verstehen und gezielte Anpassungen vorzunehmen.
Wie bindet DIE ENERGIE ihre Mitarbeiter in ihre Nachhaltigkeitsstrategien ein bzw. fördert ein nachhaltiges Bewusstsein innerhalb der Belegschaft?
Auch dieses Thema wird in den kommenden Jahren durch die anstehenden Berichtspflichten konkreter. Denn dadurch werden wir jeden einzelnen Aspekt des Unternehmens untersuchen und im Zuge dessen mit allen relevanten Mitarbeitern und übergeordneten Stellen darüber sprechen. Durch unsere vielseitigen Projekte kommt unsere Belegschaft automatisch intensiv mit dem Thema in Kontakt und auch die Schaffung von Stellen wie meiner signalisiert, in welche Richtung DIE ENERGIE gehen will. Gerade die größeren Projekte ziehen dabei natürlich Aufmerksamkeit auf sich – nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Mitarbeitern.