Zwitschern statt Mähen – Warum naturnahes Gärtnern besser für unsere Vögel ist

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Jetzt brummt und summt es wieder in den Gärten – aber leider nicht nur vor Leben. Auch die Rasenmäher laufen zu Höchstleistungen auf. Doch ist der perfekt getrimmte Rasen wirklich gut für die Natur? Wir haben mit Hartwig Brönner, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) und engagierten Kreisgruppenvorsitzenden des LBV Main-Spessart gesprochen. Seit über 20 Jahren setzt sich der 69-Jährige leidenschaftlich für den Schutz heimischer Vogelarten ein – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.

Ein Acker wird zur Oase

Vor vier Jahren wurde seine Vision Realität: Mit Unterstützung des kommunalen Arbeitskreises des Klimaschutzfonds der ENERGIE konnte in Himmelstadt eine 2,4 Hektar große Blühfläche angelegt werden. Die Fläche – früher ein einfacher Acker – wurde dem LBV von ihrem Besitzer für zwölf Jahre überlassen. Was daraus geworden ist, lässt die Herzen von Naturliebhabern höherschlagen:

Heute ist das Gelände ein Paradies für Vögel wie die Dorngrasmücke, den Sumpfrohrsänger, den Feldschwirl und das Rebhuhn. Auch Zugvögel wie die Heckenbraunelle und das Rotkehlchen finden hier Nahrung – eine unverzichtbare „Tankstelle“ vor ihrer Reise in den Süden. „Wir sind sehr stolz auf das, was wir hier erreicht haben“, berichtet Hartwig Brönner.

Rund zehn Aktive – darunter sogar eine kleine Arbeitsgruppe der Hochschule zur Erforschung der Spinnenarten – kümmern sich um die Fläche. Insgesamt zählt die Kreisgruppe etwa 850 Mitglieder und 30 Aktive, und, wie Brönner betont: „Wir könnten ruhig noch Verstärkung gebrauchen.“ Was ihn besonders freut: Die gemeinsame Arbeit in der Natur schafft Verbundenheit – mit der Umwelt und untereinander.

Was jeder im eigenen Garten tun kann

Doch nicht nur auf großen Blühflächen lässt sich die Natur unterstützen. Auch der eigene Garten kann eine Oase des Lebens sein – wenn man ihn lässt. Und das Beste: Man spart sich eine Menge Arbeit, wie Hartwig Brönner erklärt: „Ich bin gern ein fauler Gärtner – weil ich der Natur vertraue, dass sie es besser kann als jeder Mensch. Und wer genau hinsieht, wird staunen, was dann alles wächst, fliegt und singt.“

5 Tipps eines faulen Gärtners – für mehr Natur im Garten

1. Rasenmäher stehen lassen
Weniger mähen = mehr Leben. Wildblumen, Gräser und Kräuter dürfen blühen – und werden zum Paradies für Insekten und Vögel. Auch überleben dadurch viele Insekten, die man gar nicht wahrnimmt, die aber wichtig für die Biodiversität sind.

2. Laub liegen lassen
Was wie Chaos aussieht, ist in Wahrheit ein Hotel für Igel, Käfer und Regenwürmer. Laub schützt den Boden und schafft wertvollen Lebensraum – ganz ohne Mühe. UND: Laubsauger und -bläser töten Kleintiere wie Spinnen, Käfer und Raupen – wichtige Glieder in der Nahrungskette vieler Vögel.

3. Unkraut? Gibt’s nicht!
Viele Wildpflanzen wie Giersch, Löwenzahn oder Vogelmiere sind nicht lästig – sondern lecker, nützlich und ökologisch wertvoll. Also: einfach mal stehen lassen.

4. Totholz lebt
Ein alter Asthaufen ist kein Müll, sondern ein Magnet für Wildbienen, Vögel und Pilze. Statt wegzuräumen – einfach kreativ stapeln und beobachten, was einzieht.

5. Pestizide weglassen
Wer gar nicht erst spritzt, spart sich Arbeit und rettet Leben: Denn chemische Mittel vernichten nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge wie Marienkäfer, Schmetterlingsraupen und Wildbienen – die wichtigsten Helfer im Garten. Außerdem sind fast alle heimischen Vogelarten auf Insekten angewiesen. Deshalb ist Insektenschutz auch Vogelschutz.

6. Verblüht? Stehen lassen!
Samenstände verblühter Sommerblumen sind Winterfutter für Vögel und in den Stängeln überwintern Insektenlarven. Ab März können die Pflanzenreste vorsichtig entfernt und auf dem Kompost, oder noch besser in einer wilden Ecke entsorgt werden. Die darin befindlichen Insektenlarven oder -puppen können sich so in Ruhe weiterentwickeln, deshalb BITTE NICHT HÄCKSELN.

Bonus-Tipp: Blühinseln & Wiesen für Fortgeschrittene

Wer mehr Platz hat und noch mehr für die Artenvielfalt tun möchte, lässt auf selten genutzten Rasenflächen Blühinseln stehen oder ganze Wiesen wachsen.

  • Nur 1–2 Mal im Sommer mähen – am besten mit der Sense und in Etappen, mit mehreren Wochen Abstand. So bleibt immer ein Teil der Fläche Lebensraum für Insekten.
  • Schnittgut abräumen, damit Licht an den Boden kommt und sich konkurrenzschwache Wildpflanzen ansiedeln können.
  • Nicht düngen – magere Böden fördern Vielfalt und machen Platz für seltene Arten.
  • Schmale Wege dazwischen freihalten, damit man die Natur erleben kann, ohne sie zu stören.

Für weitere Tipps zum vogelfreundlichen Gärtnern besuchen Sie die Infoseite des LBV unter: www.lbv.de

Ihre Idee für mehr Klimaschutz? Wir sind gespannt!

Haben Sie selbst eine Idee für ein Naturschutz- oder Klimaschutzprojekt in Ihrer Region?
Dann werden Sie aktiv – gemeinsam mit dem Klimaschutzfonds der ENERGIE!

Über den Fonds werden regionale Projekte unterstützt, die ganz konkret zum Schutz von Natur und Klima beitragen. Welche Projekte gefördert werden, entscheidet ein kommunaler Arbeitskreis – und jeder kann mitmachen unter:
klimaschutzfonds@~@die-energie.de