Das ENERGIE-Stromnetz färbt sich grün – Zwei Mitarbeiter im Experteninterview

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Der Faktor Strom spielt bei der Energiewende eine tragende Rolle – kein Wunder also, dass DIE ENERGIE dem Thema ganz besondere Aufmerksamkeit widmet. Das Unternehmen investiert in den Aufbau eines dezentralen Stromnetzes und plant, nach und nach allen Haushalten im Versorgungsgebiet die Installation einer eigenen PV-Anlage zu ermöglichen. Bastian Franz und Jürgen Gehrsitz sind Ingenieure bei der ENERGIE. Im Interview sprechen sie über dieses ambitionierte Ziel, den aktuellen Stand und die dazugehörigen Herausforderungen.

Bei der Einbindung erneuerbarer Energien spielt das Stromnetz eine große Rolle. Wie leistungsfähig ist derzeit das Stromnetz in der Region? Gibt es Orte oder Gemeinden, die besonders positiv herausstechen?

Jürgen Gehrsitz: Unser Stromnetz besteht aus verschiedenen Spannungsebenen, die sich unterschiedlich entwickeln. Im Bereich der Niederspannung gibt es Ausbaupotenzial, doch wir sind gezielt dabei, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben. Ein Vorzeigebeispiel ist der Ort Stetten, in dem sehr aktiv am Ausbau gearbeitet wird und der als Modell für zukünftige Energieversorgung dient.

Immer mal wieder wird vor einem Blackout gewarnt. Für wie realistisch halten Sie ein solches Szenario und wo liegen die größten Herausforderungen für das Stromnetz derzeit?

Bastian Franz: Ein Blackout ist theoretisch möglich, praktisch aber sehr unwahrscheinlich. Die Netzfrequenz muss stets bei 50 Hertz liegen, um das Gleichgewicht zwischen Einspeisung und Verbrauch zu halten. Im Sommer könnte es durch die erhöhte Produktion von Sonnenstrom zu einer Überlastung kommen, der wir jedoch zum Beispiel durch Abschaltung größerer Anlagen entgegenwirken. Im Winter besteht die Möglichkeit, dass der Verbrauch durch elektrische Heizungen steigt, während die Sonneneinstrahlung natürlich geringer ist. Hier helfen wir mit Strom aus, der mit Gas oder Wasserstoff produziert wird.

Jürgen Gehrsitz: Die Herausforderungen liegen bei der Abschätzbarkeit, weil der Unterschied mittlerweile gewaltig ist, was die Menge der neuen Anschlüsse angeht. PV-Anlagen privater Haushalte können mit einer Leistung von 5 bis 30 kW an das Kabelnetz angeschlossen werden. Da diese Spanne sehr groß ist, wissen wir nie, wann ein „großer Schwung“ Leistung auf unsere Netze zukommt.  Die Anlagen bestimmen also die Dimensionierung des Netzes, und seit die eingespeiste Leistung in den letzten Jahren stark gestiegen ist, müssen wir konstant hinterher sein, damit alles läuft. Es kann also passieren, dass das Potential neuer PV-Anlagen die aktuellen Möglichkeiten des Netzes übersteigt.

Welche Pläne gibt es für einen Ausbau des Netzes bzw. was ist schon in der Umsetzung? Was tut DIE ENERGIE, um das Stromnetz fit für die Zukunft zu machen?

Jürgen Gehrsitz: Wenn Haushalte eine PV-Anlage installieren wollen, erfolgt bei uns eine sogenannte „Netzverträglichkeitsprüfung“, um zu sehen, ob der Anschluss im aktuellen Netz möglich ist. Ganz wichtig: die Netzverträglichkeitsprüfung muss zwingend vor dem Bau der PV-Anlage erfolgen. Sonst könnte es passieren, dass die Anlage nicht ans Netz gehen darf. Fällt die Netzverträglichkeitsprüfung nicht positiv aus, müssen die Anträge erst einmal zurückgewiesen werden, aber wir beginnen sofort damit, uns darum zu kümmern: die entsprechenden Stellen werden direkt ausgebaut, solange müssen die Antragsteller noch warten. Das heißt aber nicht, dass wir dann jedes Mal die Straße aufreißen und eine riesige Baustelle entsteht. Denn das Ganze wird nicht nur mit Kabeln geregelt, sondern auch mit anderen Hilfsmitteln, zum Beispiel mit regelbaren Transformatoren.

Es ist also ein fortlaufender Prozess, in den DIE ENERGIE konstant investiert, um die Versorgungssicherheit ihrer Kunden zu gewährleisten.

Beim Thema Stromnetz ist der ENERGIE eine „dezentrale Energieversorgung“ wichtig – was versteht man darunter und welche Vorteile bringt das für die Energiekunden?

Bastian Franz: Bei der dezentralen Energieversorgung handelt es sich um einen Grundgedanken der Energiewende: Früher gab es wenige große Kraftwerke, die in Deutschland verteilt waren, heute sind es viele kleine, dezentrale Erzeuger, zum Beispiel ein PV-Park oder auch ein Privathaushalt, der sich eine PV-Anlage aufs Dach baut. Ein Vorteil für Endverbraucher ist dabei natürlich der Kostenpunkt, da selbst erzeugter Strom merklich günstiger ist. Außerdem konnte man in den letzten Jahren beobachten, wie stark die Energiepreise schwanken. Mit selbst produziertem Strom ist man von diesen Schwankungen jedoch kaum betroffen.

Wie ist das Interesse der Bevölkerung beim Thema PV in der Region und welche Herausforderungen bedeutet das für DIE ENERGIE?

Jürgen Gehrsitz: Das Interesse ist sehr groß, was man an dem enormen Anstieg an Anträgen sehen kann. In letzter Zeit kommen auch viele Gewerbe- oder Industrieanlagen hinzu, die ebenfalls eigenen Strom erzeugen wollen, um ihren Bedarf zu decken. Zu den Herausforderungen zählt zum einen, dass wir – wie schon gesagt – die vielen Anschlüsse ermöglichen müssen, zum anderen aber auch, dass unsere Betriebsmittel höher belastet werden als früher. Das heißt, es kann zu Ausfällen kommen, die wir idealerweise im Vorfeld vermeiden müssen.

Was muss noch getan werden, damit es in der Region möglich wird, weitere PV-Anlagen ans Netz anzuschließen?

Jürgen Gehrsitz: Wir versuchen natürlich, schnelle Lösungen zu finden, beispielsweise in Form neuer Technologien. Es muss aber dennoch klassischer Netzausbau erfolgen, denn jahrzehntelang wurde das Netz nach altem Bedarf gebaut. Dieser Bedarf hat sich jetzt stark verändert, was bedeutet, das komplette Stromnetz muss neu ausgerichtet und dimensioniert werden. Wir sind darüber hinaus auch abhängig von den vorgelagerten Betreibern, die ebenfalls den Netzausbau vorantreiben. Schließlich sind wir auch Teil des gesamten deutschen Stromnetzes.

Was trägt DIE ENERGIE zur Energiewende bei?

Bastian Franz: Wir stellen die Infrastruktur für die Energiewende bereit und sorgen durch den Netzausbau dafür, dass Einspeiser einspeisen können und Wärme sowie Mobilität elektrifiziert werden. Wir sind dadurch auch an Themen wie Ladeinfrastruktur und intelligenten Messsystemen beteiligt. Das gehört alles zum größeren Projekt „Energiewende“ dazu.